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Welche Geschichten sind eure Favoriten? (Abgabe mehrerer Stimmen möglich!!)

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1 - 6%
2 - 13%
4 - 25%
6 - 37%
 
Stimmen insgesamt: 16
 
Umfrage beendet
Akeem
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

19.07.17 17:27
Edit: 22.08.2017

Abgaben:


Abstimmung geht bis zum 29.08 etwa 15:50 Uhr!
JEDER USER KANN FÜR MEHR ALS EINE GESCHICHTE ABSTIMMEN!






Hallo Leute,

nachdem ja an sich Interesse an einem zweiten Wettbewerb bestand, machen wir den jetzt auch zeitnah, bevor die ganzen Leute hier wieder verschwinden ;D
Es gab eine kleine Abstimmung, welches Thema wir nehmen. Die Ergebnisse seht ihr hier:
http://www.strawpoll.me/13451827/r


Die Regeln sind ganz einfach:
Ihr erstellt in dem vorgegebenen Zeitraum eine Kurzgeschichte, die irgendetwas mit dem vorgegebenen Oberthema zu tun hat und lasst sie mir zukommen. Ob nun über PM oder Skype, oder per Mail, ist völlig gleich, Hauptsache sie ist rechtzeitig da.

Anschließend werde ich alle Geschichten lesen und ein kleines Review dazu schreiben, was ich dann zusammen mit den Geschichten veröffentlichen werde. Danach haben alle im Forum die Möglichkeit ihren Gewinner per Voting zu küren. Also super einfach!


Hier nun die wichtigsten Fakten:
Das Thema ist FLIEGEN.
Wie ihr dieses Thema interpretiert ist völlig euch überlassen. Also lasst eurer Fantasie freien Lauf!

Die Geschichte ist bis zum 19.08.2017 23:59 Uhr einzureichen. Eine Maximal- oder Mindestlänge gibt es nicht!

Zu Gewinnen gibt es auch dieses Mal ein paar Abzeichen, die euer Profil schmücken können! Wieder wunderbar zur Verfügung gestellt von @Mithras !
Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN PihmFetKurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN YrNdcAEKurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN 5pJ3kjaKurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN 0pOgCKr



Zuletzt von Akeem am 22.08.17 15:50 bearbeitet; insgesamt 2-mal bearbeitet
Akeem
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Re: Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

20.08.17 17:01
Zunächst einmal möchte ich mich bei allen bedanken, die abgegeben haben. Es sind tatsächlich mehr geworden, als ich eigentlich gedacht hätte. Ich habe noch nicht alle komplett durch und noch nicht alle Reviews fertig, weswegen ich darüber auch noch nichts sagen kann.
Stattdessen möchte ich euch allen einen generellen Tipp geben, denn das ist mir nun fast in allen Geschichten (auch das letzte Mal) mehrfach aufgefallen. Neben Rechtschreib- und Grammatikfehlern, die halt immer mal wieder durchrutschen können, fehlt es bei vielen von euch an einer vernünftigen Formatierung. 
Es gibt nicht vieles beim Schreiben, wo man objektiv bewerten kann, aber wenn es um so handwerkliche Sachen geht, kann leicht etwas Recherche helfen. Was ich vor allem meine sind Dialoge. Es ist bei Dialogen nicht nur wichtig, dass sie besonders schön oder cool klingen, sondern auch vor allem zu wissen, wer überhaupt gerade spricht. Viele von euch schreiben Dialoge zwischen einer oder mehrer Personen sogar in einem einzigen Absatz, wodurch man teilweise erst am Ende des Satzes weiß, dass überhaupt gerade eine andere Person spricht und nicht dieselbe. 
Es gibt Konventionen dafür, die ihr sicher auch aus Romanen kennt und die uns halt bereits antrainiert wurden. Dadurch ist es viel einfacher einen Dialog zu lesen und es entsteht ein viel schönerer Flow, als wenn man alleine schon dadurch verwirrt ist, wer gerade überhaupt etwas sagt. Gerade wenn eure Charaktere recht ähnlich reden, weil sie z.B. einen ähnlichen storytechnischen Hintergrund haben, trägt das nur zur Verwirrung bei. Und das muss ganz einfach nicht sein und ist einfach zu verbessern.

Die Regel ist im Prinzip ganz einfach:
1. Jeder Beginn einer wörtlichen Rede beginnt mit einem neuen Absatz. Diese kann natürlich durch Aktionen unterbrochen werden etc.
2. Jedes Mal, wenn eine andere Person anfängt zu sprechen, ist dies wieder in einem neuen Absatz.

Das sieht dann Beispielweise so aus:
Spoiler:

Genauer nachlesen könnt ihr das z.B. auch hier unter Punkt 8: https://www.die-schreibtrainerin.de/manuskript-formatieren/
So Kleinigkeiten sollten dem Leser auf jeden Fall helfen, eure Geschichte einfacher genießen zu können. ;)
Ist nur ein gut gemeinter Rat. Ich möchte wie immer niemanden damit persönlich angreifen, oder so. Es ist mir einfach nur mehrfach aufgefallen.
Akeem
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Re: Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

22.08.17 15:36
Bevor ich die Reviews und die Geschichten veröffentliche, möchte ich nochmal einen kleinen Disclaimer geben:
Ich bin selbst kein Profi und ihr müsst nicht mit meinen Definitionen und Ansichten übereinstimmen. Dieses Mal habe ich allgemein vielleicht etwas "härter" bewertet. Das bedeutet hoffentlich nicht, dass sich jetzt jemand gekränkt fühlt, oder so, sondern einfach nur, dass ich etwas deutlicher darüber sprechen werde, was man meiner Meinung nach an den Geschichten verbessern könnte. Der Großteil eurer Abgaben war sehr kurz, was natürlich logisch bei einer KURZgeschichte ist. Aber einige haben nicht einmal wirkliche Merkmale einer Geschichte aufgewiesen und waren im Grunde nur einzelne, zusammenhanglose Szenen. Das werdet ihr deswegen immer wieder lesen. Meiner Definition von einer Geschichte nach, reicht das halt nicht wirklich aus, wenn man nicht irgendwie noch eine starke Message erkennen kann. Es kann natürlich sein, dass nur ich die nicht erkannt habe oder ihr allgemein meiner Definition von einer Geschichte nicht teilt. Das ist völlig okay und dann ignoriert meine Worte einfach. 

TLDR: Es sind nur lieb gemeinte Ratschläge! Ich will niemanden in irgendeiner Form persönlich angreifen oder so ;)
Akeem
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Re: Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

22.08.17 15:39
PTBS:

Jury meint:
Es geht um eine Frau, die an einer Posttraumatischen Belastungsstörung leidet, nachdem sie einen Flugzeugabsturz überlebt hat. Viel mehr wird hier nicht erläutert oder erklärt. Es ist auch hier mehr eine kleine Szene oder Momentaufnahme und würde selbst als Prolog oder Teaser nur bedingt funktionieren, da auf dem ersten Blick kein wirkliches Mysterium oder ein besonderer Konflikt aufgebaut wird… Doch dann wirft man einen genaueren Blick in die Akte. Denn hier ergibt relativ wenig Sinn. Nicht nur ist das Alter der Patientin völlig falsch berechnet worden, sie gibt außerdem an, im Zentrum Berlins geboren zu sein, obwohl 1987 Berlin ist Ost- und Westberlin aufgeteilt war. Außerdem berichtet die Akte von den Auswirkungen eines Krieges. Der zweite Weltkrieg kann unmöglich gemeint sein, denn dieser lag bereits über 40 Jahre zurück. Des Weiteren ist es logisch, dass ein junges Mädchen mit nur zwei Jahren nichts von dem Mauerfall und dem kalten Krieg mitbekommen hat. Auch wenn es direkt in Berlin wohnt. Das lässt darauf schließen, dass hier vielleicht mehr dahintersteckt, als auf dem ersten Blick ersichtlich. Vielleicht spielt die Geschichte in einer alternativen Realität… oder vielleicht kam auch nur die Patientin aus einer alternativen Realität. Hidden SciFi? … Vermutlich nicht. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass die vorher erwähnte Schülerin ganz einfach ein paar Fehler bei der Zusammenstellung der Akte gemacht hat, sie scheint schließlich auch so etwas seltsam formatiert. Aber tat sie das vielleicht mit Absicht? Ein gewisses Mysterium bleibt und vielleicht möchte hier irgendjemand ja doch etwas vertuschen.
Leider erfährt man davon wenig in der eigentlichen Geschichte. Es gibt vielleicht ein paar Dinge zwischen den Zeilen, aber in den Zeilen herzlich wenig. Erneut würde ich mir wünschen, etwas mehr Fleisch präsentiert bekommen zu haben, um es eine wirkliche Geschichte zu nennen. Zu jedem Drama gehört Konflikt und den lässt sich oberflächlich hier nicht entdecken.
Die Erzählweise ist das wirklich originelle hier und gefällt mir an sich auch am besten. Der Einschub mit der Akte und dem Puzzle, das sich eventuell darin befindet, lässt eine Meta-Spannung entwickeln. Denn wenn etwas scheinbar nicht ganz einen perfekten Sinn ergibt, dann muss da doch etwas dahinterstecken, oder? Dieser erzählerische Kniff ist clever und wenn auch nicht ganz perfekt umgesetzt, definitiv etwas, was man sich für die Zukunft merken sollte.
Akeem
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Re: Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

22.08.17 15:40
Der reisende Gefangene:

Jury meint:
Bei einer Kurzgeschichte erwartet man sicher keine vollständige, lange Erzählung mit langatmiger Einführung, komplexem Mittelteil und krachendem Finale. Trotzdem muss jede dramatische Erzählung deren Grundprinzipien erfüllen oder es zumindest versuchen. Im Kontext einer Kurzgeschichte können sicher auch die Ausprägung und Definition dieser gedehnt werden, aber im Wesentlichen sollten zwei Elemente immer präsent sein: Ein Charakter möchte etwas (Intention) und es gibt etwas, was ihn daran hindert es zu erreichen (Obstacle). Daraus entsteht ein organisches Drama.
In diesem Fall haben wir alle Komponenten präsentiert bekommen. Hikaru möchte mit seinen Freunden die Insel verlassen, doch die bösen Soldaten hindern sie daran. Wir bekommen eine vollständige Geschichte präsentiert mit kurzer Einführung in die Welt und der Hauptperson, bevor es dann auch direkt mit der Erklärung seines Planes und all den Dingen, die ihn an der Ausführung hindern, weitergeht.
Das Thema Fliegen wird hier ebenfalls mit dem Gefühl der Freiheit gleichgesetzt und ziemlich offensichtlich als Metapher für die Rettung verwendet. Die Dorfbewohner schaffen es durch einen „alten“ Mann (er ist gerade einmal 50 Jahre alt) zu entfliehen, welches am Ende der Geschichte das eigentliche Thema der Geschichte deutlich macht. Es geht natürlich zunächst darum, sich aus einem Terrorregime zu befreien, indem man niemals aufgibt, egal wie ausweglos die Situation scheint. Eigentlich geht es jedoch am Ende darum, dass man nicht jeden Menschen aufgrund seines Aussehens und vielleicht sogar nicht einmal aufgrund seiner Worte bewerten sollte. Am Ende sind es die Taten, die den wirklichen Charakter eines Menschen zeigen.
Dies wird vor allem deutlich darin, wie der Hauptcharakter mit anderen Charakteren agiert. Kain beispielsweise erscheint zunächst ein Freund zu sein, taucht jedoch aus dem Nichts auf und spricht nur mit Hikaru, ohne ihm wirklich selbst zu helfen. Am Ende wird erklärt, dass er ein Spion der Armee war, womit klar wird, dass man seinen Worten, auf denen keine Taten folgten, nicht hätte glauben sollen. Es war der „alte“ Mann, dem niemand vertraute, weil er seltsam wirkte, der sich am Ende für die Dorfgemeinschaft opferte und sie rettete.
Die Geschichte wird vollkommen durch die Sicht von Hikaru erzählt, der jedoch das große Manko der Geschichte ist. Während Kain und der alte Mann Entscheidungen trafen und moralische Gegensätze darstellen, bleibt Hikaru etwas zu passiv und vor allem am Ende etwas zu hilflos. Er scheint den Plan mit der Flugmaschine zwar entwickelt zu haben und schwingt am Anfang noch große Reden, doch im Endeffekt tut er selbst herzlich wenig. Allgemein lässt sich fragen, warum die Dorfbewohner überhaupt auf einen zwanzigjährigen, durchschnittlichen Jungen hören, der ohne große Expertise beschrieben wird. Aber vielleicht habe ich das auch nur überlesen? Allgemein wird in dieser Geschichte etwas wenig Zeit darauf verwendet, die Charaktere ausreichend zu charakterisieren. Viele von den anderen Dorfbewohnern, die keine Schlüsselrolle haben, bekommen nicht einmal einen Namen. Gerade wenn es dann gegen Ende um Action-Szenen geht, wird es dadurch unnötig schwierig, das Geschehen zu beschreiben, weil man immer wieder „eine Frau schrie“ schreiben muss, obwohl ein „Rike schrie“ viel effektiver und vor allem gewichtiger wäre, wenn man sie vorher schon kennengelernt hätte. Natürlich kann man in einer Kurzgeschichte keinen riesigen Charakter-Cast erwarten, dennoch könnte in Sachen der Charakterisierung noch einiges ausgebessert werden. Gleiches gilt ebenfalls für Dialoge, obwohl das zugegebenermaßen wirklich die Königsdisziplin ist. Viele reden einfach sehr ähnlich und wenn später nicht einmal genau gesagt wird, wer gerade spricht, kann es durchaus zu Verwirrungen kommt.
Die Grundidee und die Welt sind sicher ebenfalls nicht sehr originell und die Bösen wirken mit ihrer übertriebenen diabolischen Art wie Antagonisten aus dem Lehrbuch. Wo die Geschichte mehr punkten kann, ist die Struktur und die Erzählweise. Sie ist sinnvoll erzählt und weist einige Twists und Turns auf, die Motivationen der Charaktere sind größtenteils klar, auch wenn sie wie gesagt noch etwas mehr ausgebaut hätten sein können. Gerade über Kain erfährt man gar nichts, weswegen der Reveal am Ende wie aus dem Nichts kommt. Rein thematisch ist die Geschichte stark und hätte man einzelne Punkte etwas besser ausgebaut und über den Spannungsbogen besser verteilt, hätte man hier sicher eine noch bessere Geschichte abliefern können.



Zuletzt von Akeem am 22.08.17 17:02 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Re: Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

22.08.17 15:42
Ruf der Freiheit:

Jury meint:
Diese Geschichte verdient den Namen nur in einem gewissen Maße. Im Grunde handelt es sich hierbei nur um eine kleine Szene, die offenbar aus einem größeren Machwerk entnommen wurde und deswegen am Ende um etwas mehr Kontext bittet. Die Geschichte startet mittendrin und endet ohne große Pointe.
Es geht um den Kampf eines Engels um die eigene Freiheit. Thematisch vereint man den Gedanken des Fliegens also mit der persönlichen Freiheit und verzichtet beinahe auf jede Art von Metaphern. Der Engel kann es aus eigener Kraft schaffen, sich zu befreien, wenn er nur daran glaubt und es genug versucht. Die Message, die hier hängen bleibt ist klar: Solange man sich selbst nicht aufgibt, kann man alles schaffen und sich aus jeder erdenklichen Situation retten. Sicher, es wird schmerzen und man wird vielleicht für das Leben gezeichnet sein, aber wenn man daran arbeitet, kann man es schaffen.
Gleichzeitig vergisst der Autor jedoch nicht den Faktor des Zufalls und so trifft der Speer mehr per Zufall die Ketten des Engels und befreit ihn dadurch. Selbst wenn man also alles gibt, muss man Dinge, die außerhalb des eigenen Wirkungsbereiches liegen, auf sich zukommen lassen und mit dem Arbeiten, was einem geliefert wird. Eine realistische Sichtweise in einer fantastischen Welt.
Für mich gibt es zwei Arten von Geschichten, mit denen ich etwas anfangen kann. Es gibt einmal die Plot-getriebenen Geschichten, wo Dialoge, Spannungsbögen und Charaktere am wichtigen sind. Und dann gibt es die Themen-getriebenen Geschichten, in denen das Thema und die Message wichtiger ist als der Plot (falls dieser überhaupt vorhanden ist). Im idealen Fall hat man natürlich einen Hybriden aus beiden Varianten.
In diesem Fall handelt es sich um die zweite Variante. Es gibt nicht wirklich einen großartigen Plot, dafür jedoch eine recht starke Message. Geschichten der zweiten Variante leben für mich jedoch vor allem von ihrer Poesie und ihren starken sprachlichen Bildern. Die Geschichte sollte sich wie Musik anhören, wenn ich sie lese. Ich habe stark das Gefühl, dass diese Szene sehr viel besser als Gedicht funktioniert hätte. Für eine Kurzgeschichte fehlt es ihr eindeutig an Fleisch, Charakteren und mehr interessanten Ideen.

Für das nächste Mal, würde ich mir bei einer Kurzgeschichte mehr Kontext und Worldbuilding wünschen, tiefere Charakterisierung und interessantere Dialoge. Oder vielleicht sich lieber komplett der Poesie verschreiben und die Idee für das Erkennen, was sie ist. Man stelle sich ein Gedicht über einen Engel vor, der in ein gleisendes Licht fliegt. Das wäre sicher ein starkes Bild.
Akeem
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Re: Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

22.08.17 15:43
I BELIEVE I CAN FLY:

Jury meint:
Mal wieder geht es um das Thema Depressionen, wohl ein sehr beliebtes Thema unter unseren Autoren hier. Und auch wieder geht es um eine Seele, für die alle Rettung offenbar zu spät kommt. Diese Geschichte ist jedoch weniger interpretationsfreudig, denn hier ist alles relativ klar und nüchtern erzählt. Es fehlt etwas an Emotionalität bei einem so emotionalen Thema.
Die Ausgangssituation ist an sich eine interessante. Ein junger Mann geht am frühen Morgen nicht zur Arbeit, sondern auf das Dach eines Hochhauses, um sich nach dem Sonnenuntergang das Leben zu nehmen. An sich würde man erwarten, dass es hier zu verschiedenen, zufälligen Treffen oder Begebenheiten kommen würde, die ihn noch einmal über diese Entscheidung nachdenken lassen. Jedoch nimmt man sich in dieser Geschichte nicht die Zeit dafür. Es wird schnell sein Leben abgehandelt und darüber philosophiert, wie schrecklich sein Leben ist, ohne weiter in Details zu gehen. Das spiegelt den Zustand eines Depressiven sicher recht gut wieder. Die verzehrte Sichtweise des Protagonisten zeigt ein sehr subjektives Weltbild, das vielleicht gar nicht unbedingt der Realität entspricht. Leider gibt es keine Hinweise darauf, wie die Realität wirklich sein könnte. Die Message der Geschichte ist etwas unklar, denn wenn alles ist, wie er es schildert, gibt es wirklich keinen Grund für ihn, weiterzuleben. Sicher kein undenkbarer Zustand, aber jedoch für eine Geschichte nicht sehr interessant. Für Drama braucht es neben Intention auch noch Obstacle. Der junge Mann möchte sich umbringen, jedoch hindert ihn etwas daran. Konflikt ist für Drama unablässig und hier quasi nicht vorhanden.
Für mich ist diese Geschichte also keine dramatische Erzählung, sondern erneut eher eine themen-getriebene Erzählung. Das bedeutet, dass Gefühle und das Thema sehr viel wichtiger sind, als Dramatik und Spannung. Dafür fehlt es dieser Geschichte jedoch auch etwas an Poesie. Obwohl sie an sich gut geschrieben ist, fehlt es ihr an interessanten Bildern und Metaphern. Dabei gibt es durchaus Ansätze. Der Sonnenuntergang und der Tag/Nacht-Wechsel ist ein schönes Bild für die Selbsttötung des Protagonisten und seinen Übergang von dem Licht des Lebens in die Dunkelheit des Todes. Dennoch wirken andere Bilder etwas zufällig gewählt. Warum gerade ein Engel eine Rolle spielt, wurde mir wenigstens nicht ganz klar. Es wirkt mehr wie ein hineingedrücktes Set-Up, um am Ende eine „coole“ Abschluss-Line zu haben. Aber sie bedeutet nicht wirklich etwas, was für eine Geschichte dieser Kategorie für mich enorm wichtig ist.
Auch hier würde ich deswegen vorschlagen, beim nächsten Mal entweder mehr Zeit in Charaktere und Plot zu investieren, oder sich komplett in die Poesie zu werfen und eventuell sogar ein melancholisches Gedicht daraus zu machen. 
Akeem
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22.08.17 15:44
Fliegen:

Jury meint:

Dieser amüsante Prolog für eine Geschichte hat alles, was man sich vorstellt. Es geht um eine Superheldin, die im Grunde ein Image-Problem hat. Allerdings anders als Hancock liegt es nicht wirklich an ihr, sondern an dem, was die Gesellschaft und vor allem ihr Manager aus ihr machen will. Der Grundstein für eine lustige Geschichte ist mit diesem Prolog perfekt gelegt. Wir haben den Konflikt zwischen ihrem Selbst, das herausbrechen will und dem Bild der Gesellschaft, das sie von Superhelden haben. Diese Metapher klingt vielversprechend, genauso wie unterhaltsam und ich kann kaum erwarten zu erfahren, wie es weiter geht…
Wenn es denn nicht einfach so schnell zu Ende wäre. Der größte Kritikpunkt, den ich an dieser Geschichte habe ist, dass sie zu schnell zu Ende ist. Es fühlt sich wirklich mehr wie ein Prolog oder die Zusammenfassung einer Prämisse an, als eine wirkliche Geschichte. Das ist unglaublich schade, denn der humoristische und kreative Erzählstil passt wirklich perfekt zum absurden Setting und schmälert gleichzeitig nicht die Wichtigkeit des behandelten Themas. Ich finde bei Comedy kann man dem Erzähler ruhig etwas mehr Raum und Persönlichkeit geben, was hier durchaus getan wurde.
Aber nächstes Mal dann bitte mit Plot, okay?
Akeem
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Re: Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

22.08.17 15:45
Papa:

Jury meint:
Eine kurze Geschichte über einen Jungen, der den Traum seines Vaters übernimmt und schließlich schafft, ihn umzusetzen. Sein Vater erwähnte schon, dass er nur über den Wolken finden kann, was er immer gesucht hat. Was genau das ist, bleibt bis zum Ende offen und warum genau der Seefahrer sich so nach dem Himmel sehnt, wird offengehalten. Auch was sein Sohn am Ende findet, wird nicht genau beschrieben, jedoch ist es hier einfacher zu begreifen, was er findet. Der Himmel und das Fliegen stehen für den Jungen eindeutig für die Nähe, die er dadurch zu seinem verstorbenen Vater entwickeln konnte. Das Erfüllen des Traumes seines Vaters symbolisiert der Abschied und das Ende eines Kapitels der Trauer in seinem Leben und der Start in ein neues Kapitel.
Erzählerisch ist die Geschichte wirklich interessant. Es beginnt mit einer kurzen Szene zwischen Vater und Sohn, bevor es dann immer wieder zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her wechselt. Dadurch verliert die Geschichte nie an Geschwindigkeit, bleibt interessant und sogar etwas spannend. Den Titel finde ich allerdings etwas ungünstig gewählt, denn so überrascht der „Twist“ mit wem der Ich-Erzähler wirklich spricht, nicht mehr wirklich.
Die Beziehung zwischen den beiden Charakteren hätte noch etwas mehr ausgearbeitet werden können und etwas an der Message gefeilt werden können, aber ansonsten handelt es sich um eine sehr solide Erzählung. 
EzraGallagher
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Re: Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

25.08.17 20:08
Rezension zu PTBS:
Diese Kurzgeschichte ist sehr kurz gehalten, und man konnte sie schnell lesen. Die Idee an sich ist nicht uninteressant. Leider fand ich die Umsetzung wenig gelungen. Die Gründe dafür will ich im Folgenden darlegen. Zum einen fand ich die vielen inhaltlichen Fehler sehr störend, die auch in der Rezension der Jury schon genannt wurden, zum Beispiel, dass das Geburtsdatum mit dem Alter der Protagonistin nicht übereinstimmt. Dazu kommen noch einige Rechtschreibfehler (Beispielsweise „wir stützen ab“ anstatt „wir stürzen ab“), die den Lesefluss für mich teilweise gestört haben. Besonders bei so einer kurzen Geschichte sollte es möglich sein, auf solche Logiklücken oder Schreibfehler zu achten.

Die Charaktere fand ich etwas farblos. Allerdings ist es zugegebenermassen etwas schwer, viele Informationen oder Characterbuilding in einen so kurzen Text zu packen. Der Inhalt der Geschichte ist zusammengefasst ungefähr so: eine Krankenschwester geht ins Krankenhaus, bekommt eine Krankenakte in der schonmal steht, was die Patientin hat, sie geht zur Patientin und die hat auch wirklich eine Posttraumatische Belastungsstörung. Ende. Es gibt keine besondere Message, aber auch keine Spannung oder einen Twist, der die Geschichte trotzdem interessant machen würde. So wirkt sie eher wie eine kurze Szenenbeschreibung aus einer Krankenhausserie, als eine richtige Kurzgeschichte. 
EzraGallagher
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Re: Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

25.08.17 20:09
Rezension zu „I Believe I can Fly“:
Diese Geschichte handelt von Depressionen, und als positiven Aspekt zu Anfang will ich sagen, dass ich finde, dass die Hoffnungslosigkeit die viele Depressive empfinden schonmal ganz gut dargestellt war.
Was ich an dieser Geschichte besonders schade fand, dass man eigentlich so gut wie gar nicht erfährt, ob bestimmte Sachen nur Tims Empfindungen sind. Zum Beispiel: Verachten ihn seine Kollegen wirklich, oder bildet er sich dies nur auf Grund eines geringen Selbstwertgefühls ein? Warum hat die Kirche ihn „verstoßen“? Kommt ihm das so vor, wurde er rausgeschmissen, was ich mir nicht so wirklich vorstellen kann. Hat die Therapeutin sich nicht für ihn interessiert, oder hat er sich das eingebildet? Hier muss ich noch dazu sagen, dass ich es leicht seltsam und unprofessionell von ihr finden würde, wenn sie weiss, dass Tim Suizidgefährdet ist, und ihn trotzdem einfach ohne Alternative wegschickt. Oder hat er ihr das nie gesagt? Haben alle andere Menschen in seinem Leben tatsächlich ohne ersichtlichen Grund ein Problem mit ihm? In diese Richtung hätte ich mir zumindest ein paar Andeutungen gewünscht, die vielleicht zeigen, dass nicht alle Menschen ausser ein paar wenigen im Internet ihn verachten oder hassen.
Es fiel mir auch sehr schwer, das Alter das Protagonisten zu deuten. Einerseits hat er Kollegen und geht zur Arbeit, andererseits ruft die Arbeit bei seinem Vater an, um sich über sein Fehlen zu beschweren, der ihm dann dafür eine Moralpredigt halten will. Ich war unsicher, ob das daran liegt, dass Tim einfach noch zuhause wohnt und eher unselbstständig ist, obwohl er erwachsen ist, oder daran, dass seine Arbeit eher ein Ferienjob ist, und er noch eher jung ist. Danach zu urteilen, was er sonst noch alles im Leben gemacht hat, dachte ich aber insgesamt schon, dass Tim ein (junger) Erwachsener ist.
Ich hätte mir ebenfalls gewünscht, dass man etwas mehr über Tim erfährt, was ihm etwas Leben einhaucht, ausser eben, dass er Depressionen hat, sich selbst verletzt, und nicht besonders hübsch ist (oder sich zumindest so empfindet). Alle Dinge, die er erlebt hat, kamen mir ein bisschen Worst-Case-Scenario vor, aber man hat nie genug über gewisse Situationen (ausser vllt über das Mobbing) erfahren, um sich ein Urteil zu bilden, was sich da abgespielt hat ob Tims Einschätzung der Situationen wirklich richtig war oder reine Hirngespinste.
Bis jetzt ist die Message der Geschichte „Wenn dein Leben scheisse ist, und alle dich (angeblich) hassen, bring dich um“. Als Erlebnisbericht hätte das vllt funktioniert, für eine Kurzgeschichte finde ich diese Botschaft eher...gefährlich. Ich hatte wenig Mitgefühl mit Tim, weil der Charakter für mich zu uneindeutig und schwammig war, um mich mit ihm zu identifizieren.
Manche Bilder ergeben für mich nicht sehr viel Sinn. Zum Beispiel hört Tim, dass der Strassenverkehr zunimmt, obwohl ich sich auf dem 12ten Stockwerk befindet.

Abschließend will ich noch sagen, dass mir beim Lesen der Gedanke kam, der Hauptcharakter wäre vllt homosexuell, und würde deswegen von allen gemieden (oder fühlte sich so). Darauf kam ich durch die Regenbogenfarbenen Tränen, welche er auf seine Zeichnung zeichnet, dass einen Onkel hatte der genau so ist wie er, und das auch die Kirche ihn verstoßen hat. Allerdings würde mich dann wundern, dass Tim, der ja anscheinend in einer großen Stadt lebt, von seinem Onkel nicht an eine Selbsthilfegruppe für LGBT-Jugendliche empfohlen bekommen hat. Im Internet ist sowas ja recht schnell zu finden. Auch fände ich es etwas seltsam, dass gerade ein homosexueller Jugendlicher sich statt an sowas an die Kirche wenden sollte (zumal deren Standpunkt zu so etwas ja kein Geheimnis ist). Deswegen habe ich die Idee dann wieder verworfen. Sollte es doch so gedacht sein, hätte ich mir gewünscht, dass es deutlicher gemacht worden wäre.
EzraGallagher
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Re: Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

25.08.17 20:09
Rezension zu Ruf der Freiheit:
Diese Geschichte gefällt mir etwas besser als die beiden ersten rezensierten, obwohl sie etwas an dem selben Problem krankt wie die erste: Sie ist eher eine Beschreibung einer Szene, die zu einer längeren Geschichte gehören konnte, als eine Kurzgeschichte. Im Gegensatz zur ersten ist sie aber (meiner Meinung nach) schon etwas besser geschrieben. Auch wenn sie immer noch einige Kritikpunkte aufweist, die ich hier anbringen will.
Als erstes: Bitte, keine Smileys im Fliesstext! Auch nicht ~ . In RPGs mag das okay sein, aber in einer Kurzgeschichte finde ich das unglaublich seltsam zu lesen. Besonders von einem sonst so ernsten/sadististischen Hauptmann.
Ich fand es interessant, dass die auftretenden Engel in dieser Geschichte so böse sind. Allerdings wird mir dafür viel zu wenig Kontext geboten. Es wird anscheinend erwartet, dass die Leser sofort ein bestimmtes Bild von Engeln im Kopf haben (Flügel, sonst anscheinend menschliches Aussehen). Aber besonders wenn man mit der Tradition der „guten Engel“ bricht, finde ich, man müsste trotzdem etwas mehr Infos geben. Auch solche Formulierungen wie „er rief seinen Speer und warf ihn“ können in einer Erzählwelt, in der die Magie der handelnden Charaktere bereits erklärt wurde logisch wirken. Weil dies aber nicht getan wurde, hatte ich im ersten Moment das Bild eines Speers im Kopf, der auf den Ruf seines Herrn hin wie ein Hund zu ihm gesprungen kommt.
Insgesamt fehlt mir ein bisschen etwas, was die Charaktere interessanter macht, als die Stereotype des bösen Hauptmanns, der einfach nur anscheinend ohne Grund abgrundtief fies ist (ja, ich weiss, Laylas Mutter war ein Mensch, und das sehen Engel anscheinend nicht gern. Allerdings hätte ich mir trotzdem mehr Kontext über die Welt gewünscht. Warum hassen Engel Menschen/wie steht Hauptmann Karlel zu Laylas Vater, der ja anscheinend auch ein Engel war/ Hassen Engel Menschen vllt nicht generell, sondern nur welche, die mit Engeln schlafen und die daraus entstehenden Kinder? Fragen über Fragen.) und des guten, noch dazu (wahrscheinlich) schönen, wenn auch schwer verletzten Halbengelmädchens. Ich hatte nicht viele bemitleidende Gefühle für Layla, weil ich einfach nichts von ihr wusste, was sie irgendwie besonders gemacht hätte. Ja, sie wurde misshandelt, aber warum sollte ich traurig um einen Charakter sein, den ich vorher gar nicht kannte, und welcher auch in der Geschichte sehr blass bleibt?

Abschließend will ich sagen, dass ich viele Beschreibungen und Bilder trotzdem recht gut fand, und die Geschichte auch keine Logiklücken oder zu viele Rechtschreibfehler aufwies. Es erinnert mich nur mehr an einen Ausschnitt aus einem RPG, wo man sich halt die Steckbriefe anschaut, um zum Beispiel das Aussehen der Charaktere zu erfahren, als an eine Kurzgeschichte.
EzraGallagher
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Re: Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

27.08.17 13:18
Rezension zu „Fliegen“:
Diese Kurzgeschichte hat mir wirklich gut gefallen. Der Schreibstil passt sehr gut zum witzigen Grundton der Geschichte, es sind weder irgendwelche Logikfehler noch offensichtliche Rechtschreibfehler (zumindest sind mir keine aufgefallen) vorhanden. Ich fand die Geschichte unterhaltsam und die Gedankengänge der Protagonistin nachvollziehbar und interessant. 
Das Einzige, was ich wie die Jury etwas schade fand, war, dass die Geschichte selbst für eine Kurzgeschichte sehr schnell zuende war. So liest sie sich ein bisschen wie ein Teaser, der Interesse an einer längeren Geschichte und ihrem Hauptcharakter wecken soll. Dies ist allerdings aus meiner Sicht gelungen.
EzraGallagher
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Re: Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

27.08.17 13:19
Rezension zu „Papa“:
Mein Favorit in diesem Wettbewerb. Die Geschichte hat einen Schreibstil, welcher mir sehr zusagt,  und sie ist trotz dessen, dass sie länger ist als die vorher rezensierten sehr flüssig zu lesen. Sie hat ein etwas trauriges Kernthema, welches aber (für mich) nie aufgesetzt oder übertrieben kitschig wirkt, was meiner Meinung nach sehr schwer zu erreichen ist.
Das Einzige, was ich vielleicht geändert hätte, ist der Titel, da er sozusagen einen kleinen Twist vorweg nimmt. Abschliessend ist zu sagen, dass es auch eine der wenigen Kurzgeschichten in diesem Wettbewerb ist, die ich ohne Umschweife auch als eine solche bezeichnen würde.
Sanara
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Re: Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

27.08.17 16:30
Renzesion

PTBS

Ich finde den Einstig in die Geschichte ok aber ich habe einmal gelernt, dass es die ersten zwei/drei Sätze sind, die den Leser begeistern müssen um ihn dazu zu bringen auch wirklich weiter zu lesen. Deshalb hätte ich mir für den Anfang etwas interessanteres ausgesucht.
Danach geht es weiter, es fallen Wörter von denen manche Leser wohl möglich nicht wissen was sie bedeuten (ABEDL's oder jetzt SiS). In meinen Augen wäre es hier also sehr wichtig gewesen wenigstens in einem kurzen Nebensatz zu erklären was genau das ist. Ansonsten müssen die Leser es halt googlen. (Musste ich)
Kurz darauf kommt der nächste Punkt an dem ich meckern will, wieso bearbeitet eine Schülerin die Akte eines so drastischen Falls? Scheint in meinen Augen sehr unprofessionell für eine Klinik in der alles recht laufen soll. Oder läuft da gar nicht alles korrekt ab? Wer weiß. Noch ein Punkt der mich stört. Man weiß sehr wenig. Wie sind die Charaktere gelaunt? Wie sieht es in dem Raum aus, in dem sie sich befinden, wie riecht es dort? Sind die Charaktere befreundete Kollegen oder stehen sie sich eher nicht so nahe? Man erfährt wenig, eigentlich nichts außer blonder Haare.
Eine Geschichte sollte in meinen Augen immer ähnlich verlaufen. Es gibt das Prinzip des Spannungsbogens und der fehlt hier. Die einzige Spannung die es gibt, kommt zum Schluss und dann ist es auch schon vorbei.
Die Idee der Geschichte ist unfassbar gut und ich denke mit etwas mehr Arbeit und Mühe hätte man da durchaus etwas schaffen können das nicht nur spannend ist sondern vielleicht sogar erschreckend. Dafür aber bräuchte die Kurzgeschichte etwas mehr länge, denn selbst wenn es eine "Kurz"-Geschichte ist, darf man nicht vergessen das es eine Geschichte und weniger eine Beschreibung sein soll. Ich glaube es gibt ganz wenige Menschen die einfach drauf los schreiben und am Ende haben sie ein Ergebnis das perfekt ist. Als Tipp würde ich also vorschlagen, dass der Autor hier nächstes Mal erst seine Idee nimmt, dann etwas daran feilt und zum Schluss erst beginnt zu schrieben. Was auch sehr hilft, ist einen Probeleser zu haben, der sagen kann was gut ist und was nicht. Man muss nicht alle Tipps annehmen und umsetzen aber oftmals sind hilfreiche Dinge dabei oder gar Sachen, die einem selbst gar nicht aufgefallen wären.
Ebenso sollte man all seine Werke immer als kleines Baby betrachten und so viel Mühe wie nur möglich hineinstecken und alle Zeit nutzen die uns hier von Akeem gegeben ist. (Ich finde nämlich das in dieser Geschichte nicht viel Mühe steckt, wie man an den schon erwähnten Logikfehlern und Schreibfehlern erkennen kann)


Der Reisende Gefangene

Ich finde den Wortschatz des Autors sehr schön und glaube das hier wirklich Potential zum Schreiben dahinter steckt. Leider gibt es hier auch ein paar Schreibfehler die den sonst guten Schreibstil  unterbrechen. Zudem ist die Wahl der oft etwas zu langen oder durcheinander geworfenen Sätze in meinen Augen auch etwas störend. Es gibt aber durchaus Leute die solche Sätze mögen, mich langweilen sie sehr schnell ich finde das nimmt die Dynamik einer Geschichte. Vor allem wenn es um Konversation und Handlung geht sollten die Sätze eher kurz und knackig sein. Wenn es allerdings darum geht etwas zu erklären oder zu beschreiben können sie durchaus eine gewisse Länge haben.. Die Namen finde ich persönlich schrecklich gewählt, für mich hören sie sich irgendwie unfassbar falsch an und das macht leider viel kaputt. Vielleicht sollte auch hier bevor man an das schreiben der Geschichte geht, erst mal über alles andere nachgedacht werden. Erstelle doch erst deinen Charakter und überlege dann ob der Name wirklich passt. Für mich sind Namen fast wichtiger als das Aussehen aber das kann auch nur an mir liegen. Die Konversationen sind schon leicht an die Charaktere angepasst, allerdings gibt es hier finde ich auch ein paar Fehler. Der Autor hat hier einmal einen Kommandanten der sehr modern spricht und gerne mal Schimpfwörter benutzt, zugleich benutzt er aber auch solche Worte wie "Unmut". An den Autor gerichtet muss sich dieser also bei seinen Charakteren entscheiden ob entweder /oder. Denn eine Mischung aus beidem wirkt irgendwie unprofessionell.  Es stört mich auch irgendwie das so viele Ausrufezeichen benutzt worden sind, man sollte sie nur ab und an benutzen ansonsten stören auch sie den Lesefluss.
Ich finde den Anfang der Geschichte an sich sehr zäh und es hat mich viel Mühe gekostet weiter zu lesen weil ich es einfach nicht interessant genug fand. Ich muss ehrlich sein das ich sogar einige Sätze übersprungen habe weil sie für mich unrelevant waren und ich endlich zur Spannung kommen wollte. Der Autor muss also stark darauf achten nicht zu sehr in Beschreibung abzuweichen ODER die Konversationen so zu formen das sie den Leser fesseln, ansonsten wird er diesen verlieren.
Vermutlich wollte der Autor durch die Konversationen und Erklärungen eine gewisse Verbindung aufbauen, sodass der Leser versteht warum das Leben des Charakters und dessen Mitmenschen so schrecklich ist, aber meiner Meinung nach ist das nur wenig gelungen. Alles in allem sehe ich hier gutes Potential aber noch viel Übung. Ich hoffe stark das der Autor die Kritik positiv aufnimmt und an den erwähnten Mängeln arbeitet, denn so könnte er einmal richtig gut werden.



Ruf der Freiheit

Anders als beim vorherigen Autor finde ich den Wortschatz hier weniger gut. Er wirkt etwas unprofessionell und mehr für ein RPG gewählt. Dennoch fiel es mir hier durch die Wahl der Sätze leichter an der Geschichte dran zu bleiben. Sie geht voran und man bleibt gerne dabei.  Die Geschichte bleibt für mich interessant, allerdings finde ich hier etwas zu wenig auf den Ich-Erzähler eingegangen. Für mich persönlich ist es unfassbar wichtig sich stark auf den Ich-Erzähler zu konzentrieren wenn man sich schon für diese Art von Erzähl-weise entscheidet. Besonders die Gefühle des Ich-Erzählers sollten an erster Stelle stehen. Bsp: "Seine Hand griff in mein Haar und zog mich unsanft auf meinen Hintern, was die Eisenketten an meinen Knöcheln klirren ließ. " - Wie fühlt es sich an wenn man an den Haaren gezogen wird? Wie fühlt es sich an, wenn man so behandelt wird? Für jeden anders, aber der Leser MUSS es erfahren denn nur so kann er herausfinden wie der Charakter einzustufen ist. Ist er taff oder eher ein weinerlicher Typ?
Wie Ezra schon erwähnt hat sollte man in einer Geschichte keine Sonderzeichen verwenden, denn diese wirken unprofessionell (~).
Mir fehlt hier wie auch bei den anderen Geschichten vorher das Gewisse etwas. Irgendwie muss eine Kurzgeschichte all das haben was eine längere Geschichte auch hat. Mit dem Unterschied das die Kurzgeschichte einfach viel weniger "Platz" dafür hat. Sie muss einen fesseln, ob durch schöne Momente oder traurige. Man muss nach dem Lesen erst mal kurz da sitzen und über das gelesene nachdenken ansonsten ist es in meinen Augen keine gelungene Geschichte. Wie schon erwähnt wurde fühlt sich das alles hier einfach mehr an wie ein RPG-Post. Es fehlt in meinen Augen etwas das Fesselnde. Ob das daran liegt weil noch zu wenig Erfahrung besteht kann ich nicht genau beurteilen.



I belive i can fly

Wie schon von Akeem erwähnt ist das hier eine Selbstmordgeschichte, die einen Charakter zeigt der gebrochen ist. Für mich fehlt hier eindeutig das Warum. Klar hier wird erzählt das der Charakter keine Freunde hat, keine Liebe und irgendwie auch keine Familie. Aber statt sich mehr auf den Charakter zu fokusieren (hier wieder das gleiche wie Oben, ein Ich-Erzähler sollte immer an erster Stelle stehen) wird hier eher mehr "Drumherum" beschrieben.  Es wird beschrieben wie es heute ist und wie es damals war aber als Leser kann ich nicht genau erkennen wie sich der Charakter gefühlt hat. Manche Menschen werden wütend, andere traurig. Wie hat er sich verändert? War er früher fröhlich oder wurde er schon verbittert geboren?  Woran liegt es das ihn keiner leiden kann? Einfach weil er er ist? Warum ist sein Vater so wie er ihm gegenüber ist? Arbeitet er viel? Hat er ein Problem in der Ehe? In einer Kurzgeschichte ist es immer gut ein paar Fragen offen zu lassen, das streite ich nicht ab, aber hier sind es mir eindeutig zu viele. Ich persönlich finde die Idee ja ganz gut, hatte sie sogar selbst im Kopf. Fliegen kann man ja auch wenn man sich selbst umbringen will.
Aber, behaupte ich, scheiß egal wie schrecklich dein Leben verläuft. Niemand stellt sich auf das Geländer, breitet die Arme aus und lässt sich wenige Sekunden später schon fallen. Es ist für jede Person eine Überwindung denn in allen Menschen gibt es einen Überlebensinstinkt. Hier hätte man Revuepassieren sollen, was in seinem Leben falsch gelaufen ist. Tim hätte in meinen Augen erst fallen sollen, nachdem nicht nur ihm klar wurde das ihn nichts mehr hält, sondern auch der Leser Tims Schmerz nachvollziehen kann. Denn sonst sieht es aus, als könnte man sich umbringen, weils halt mal nicht so läuft. Und das ist eine schreckliche Message. In einer Geschichte die mit dem Tod endet sollte man eher ein gewisses "Nachvollziehen" als Message nehmen. Damit Leute, die nicht Nachvollziehen können warum andere Menschen sich ihr Leben nehmen, mal perplex da sitzen und denken "fuck okay, dem gings richtig dreckig". Ansonsten könnte man mit so einer Geschichte auch stark ins Fettnäpfchen treten.


Fliegen

ich persönlich finde es total schwer lustige Geschichten zu schreiben und glaube es geht vielen Leuten so. Deshalb ist es für mich nicht wirklich schwer zu erraten zu welchem Autor diese Geschichte wohl gehören mag. Ich behaupte mal es ist des Autors perfekt passender Stil. Um an diesem Ziel angelangt zu sein und sagen zu können, ja das ist 'ne Geschichte die kann nur von dem sein, muss man wirklich schon weit sein. Die Geschichte ist abgerundet, hat eine lustige Idee die gut umgesetzt ist und einen Schreibstil den man eigentlich nicht bemängeln kann. Hier liegt die Bewertung also eigentlich fast nur noch an der Geschmackssache. Ich finde sie wie die anderen auch schon erwähnt haben leider etwas kurz und das ist halt schade. Klar es heißt natürlich Kurzgeschichtenwettbewerb aber trotzdem liest man gerne, wenn es gut ist, etwas mehr. Es gibt also nicht wirklich was zu bemängeln außer der Länge.


Zuletzt von Sanara am 29.08.17 20:56 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Akeem
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Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN Empty Re: Kurzgeschichten-Wettbewerb - FLIEGEN

29.08.17 16:14
Vielen Dank an alle Autoren und auch an die Schreiber der zahlreichen Rezensionen. Das gut gemeinte Feedback und die Tipps werden unseren Autoren sicher für weitere Werke helfen. 

Das Community-Voting ist jetzt beendet und die Sieger stehen fest. Ich bedanke mich bei allen Usern, die sich die Zeit genommen haben, die Geschichten zu lesen und abzustimmen! Das Endergebnis sieht folgendermaßen aus:

1. Papa von @Sanara mit 6 Stimmen
2. Fliegen von @Resquiat_in_Pesto mit 4 Stimmen
3. Der Reisende Gefangene von @Daryl Kuromoto mit 3 Stimmen
4. I BELIEVE I CAN FLY von @Kyouya mit 2 Stimmen
5. Ruf der Freiheit von @Saddy-Chin mit 1 Stimme
6. PTBS von @Chiyo Yume

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Herzlichen Glückwunsch an alle Gewinner! 
Wir sehen uns dann nächstes Mal, denn warum aufhören, solange es noch funktioniert? Als nächstes Thema haben wir uns überlegt Briefe zu wählen. Ich denke, da sollten einige interessante Geschichten bei zusammen kommen. Das Thema ist recht offen, aber gleichzeitig gibt es auch eine gewisse Richtung vor. Ob ihr nun etwas in Briefform schreibt ober eine Geschichte über Briefe, ist euch völlig freigestellt. Den Thread eröffne ich in den nächsten Tagen, bis dahin könnt ihr ja schon mal eine Idee ausbrüten ;)
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